DIESES "ONLINE", EY!

19.11.2015



Ich gebe es zu ... ich überlege mitlerweile fast jeden Tag, mich diesem "ewig online sein müssen" mal irgendwie zu entziehen. Weniger zu "machen". Fremde Menschen nicht mehr zu nah an mich ran zu lassen. (dazu komme ich später noch) Meine Meinung einfach mal für mich zu behalten. Meinen Blödsinn eher in einem Heftchen zu notieren (könnte ja irgendwann mal ein Buch werden). Und keine Bilder mehr in die Welt hinaus zu senden ... denn mal ehrlich ... Ich bin weder ein Model, noch verkaufe ich Etwas. Meine Katzen sind normale Fellbeutel, mein Essen ist eben irgendwie ... Essen. Und was ich kritzel oder musiziere ist ... eben keine Kunst. ALSO ... WOZU DAS ALLES?

Die Frage ist schon berechtigt, oder? Und doch ... setze ich mich an den Rechner, schreibe diesen Blog-Eintrag, checke meine Mails (immerhin geschäftlich), begrüße meine "Freunde" bei twitter und facebook mit einem herzlichen "Guten Morgen", schaue, ob es jemanden gefällt was ich auf Instagram treibe und kontakte Menschen auf Whatsapp. Völlig selbstverständlich, ohne überhaupt darüber nachzudenken (eigentlich) ... was ich da überhaupt tue. Es scheint so normal. Ist es das? Gut, mag ja sein das mein Singel dasein und mein Job (frei und fast immer am Rechner) dieses "Leben" begünstigt ... aber gibt es denn wirklich einen echten wahren ... ernsthaften Grund, dieses "Spielchen" so zu spielen? Sein "Leben" so zu verbringen? Ist es nicht hauptsächlich eine Form von Zeitverschwendung? Dazu noch eine Dämliche ... ok, übertrieben ... aber zumindest Nutzlose?

Ich denke ... die Antwort lautet wohl JEIN! (zumindest für mich). ZEITSPRUNG: Ich bin ein Kind der 70´er. Aufgewachsen mit den ersten Spielekonsolen, Homecomputern (80´er) und den ersten "Online-Erfahrungen" mit Modem und sogenannten Mailboxen. Nix DSL oder Flat. Zum online-sein zog ich noch den Telefonstecker und stöpselte mich mit einem Kabel quer durch die Wohnung mit dem Modem ein. (Aber nur, wenn Mom nicht da war). Irgendwann zeigte mir ein Kumpel auf einem ersten Browser das "Internet". Meine Reaktion und Aussage  dazu war damals ungelogen ... "Äh, nee ... DAS brauche ich echt nicht. Wozu soll das denn gut sein?". Stattdessen folgte der erste PC und als die Netzgeschwindigkeiten stiegen (32K Modem) ... begann die Leidenschaft für das Onlinegaming. Mord und Totschlag ... aber sportlich. (und ohne, das ich jemals Amok lief!) Ich schweife ab ... aber mit dem Gaming, kam eben auch das "sich mit Anderen im Team im Netz unterhalten können". Man sprach mit wildfremden Menschen ... teilweise weltweit. Krasse Sache. Bedenkt man, was damals noch ein "Ferngespräch" nach München kostete! :) Wer hätte denn jemals gedacht, das ich mit einem Russen und einem Amerikaner über Politik, Mädels und zocken quatschen könne? Wie geil war DAS denn bitte? Nun gut, ich mache es kurz ... es tat sich einfach Etwas auf. Plötzlich war die ganze Welt irgendwie ... so greifbar. Dank AOL kam für mich dann auch irgendwann mal das Internet. Es gab eine Suchmaschine, die mir Fragen beantwortete. Es gab Musik, Bilder und ... es gab Chats um mit der Welt zu schreiben. Einfach geil und mega spannend.  

Ich schreibe des hier jetzt, als sei das ALLES nun schon 100 Jahre her ... aber so ist es gar nicht. Wenn ich mal recht überlege ... bin ich seit Anfang der 90´er "online", seit Ende der 90´er Handynutzer (wir telefonierten übrigens damals nur damit ... und es fühlte sich komisch an ... so im freien ... ehrlich) und irgendwann 2011 in den einschlägigen sozialen Netzwerken (twitter & facebook). Das ist also quasi Alles erst (gefühlt) gestern passiert! Facebook war pure Neugierde ... twitter wurde ich von einer guten Freundin zu "genötigt" ... und was soll ich sagen ... DAMIT fing für mich das Alles erst an. Ich konnte einen Song oder ein Bild posten und bekam plötzlich Feedback darauf. Nicht eine Person, oder ein Paar (aus meinem persönlichen Umfeld) hörte und sah etwas ... es waren Hunderte. Meist positiv bewertet ... und hey ... sowas tut gut. Man will mehr davon. Man schreibt etwas Lustiges und fremde Menschen haben vielleicht gelächelt. Man schreibt etwas trauriges und fremde Menschen fühlen mit. Man hat eine Meinung ... Einige teilen Diese oder diskutieren andere Sichweisen mit einem aus. Online erweitert dein Leben bzw. deinen Blickwinkel ... ganz sicher aber deinen Horizont.

Dennoch ... ein ganz entscheidener Aspekt an diesem "online" sind die Menschen selbst ... und damit kommen wir auch gleich zum negativen Punkt des Ganzen. (Andi holt aus) ... also ... nach meiner Ehe (Mitte 2009) war ich tatsächlich der Meinung, ich müsse mich an allen Singelbörsen der Welt anmelden ... und tat es auch. Hui ... war das aufregend. Aber nach ein paar Dates mit wirklich lieben aber nicht brauchbaren (aus verschiedensten Gründen) Menschen, stellte ich fest ... ich blättere durch diese "Kataloge von Menschen" wie durch ein Werbeprospekt von Mediamarkt. GEIL. (Sternchen ran) HÄSSLICH. DICK. ALT. ZU DÜNN. ZU KLEIN ... blätter blätter! WIE KRÄNK IST DAS DENN BITTE? Nein ... das war/ist nichts für mich. Ich lerne auch im RL Menschen kennen. SO ... und dann diese sozialen Netzwerke. Man schreibt mit 100 Menschen und bei ein paar wenigen ... kristalisiert sich eben heraus ... da stimmt die Chemie ... irgendwie. (ist ja nur schreiben). Ich, für meinen Teil, vertrete ja den Standpunkt ... das ich mich online nicht anders geben mag/will ... als im RL. Es gibt Bilder von mir, die echt sind. Ich bin lustig. Manchmal traurig. Gern mal zynisch. Das bin ich ... und das zeige ich auch. Es gibt aber eben auch Menschen, die meinen ... die müssen sich geben, wie Sie meinen das es "nach außen hin" toll, interessant .. .ansprechend wirkt. Zudem scheinen Männer und Frauen online viel mutiger (in Form von Ansprache) zu sein. Mag sein, das diese "Distanz" dazu verleiten mag, aber mal ehrlich ... WOZU? Ich gebe es zu ... ich bin auch schon auf  Menschen "online" reingefallen. Nicht auf´s Herz bezogen ... sondern nur auf deren Lebensgeschichten. Ganz kurz ... Sie war eine hübsche und ganz tolle Person (facebook). Wir schrieben fast ein Jahr. Fast täglich. Über Alltägliches. Freundschaftlich. Plötzlich wurde Sie krank. Und noch viel plötzlicher ... starb Sie und hinterließ ein Kind. Ich war tottraurig und machte mir echte Gedanken um Sie. Das ging Vielen so. Aber dann stellte sich heraus ... es war alles nur Fake. Eine Story. Ich war schockiert ... super sauer (wie Viele) und verstand nicht (bis heut nicht), was es einem Menschen dazu bringt, SO zu sein!? Werde es auch nie verstehen. Echt nicht. Dabei lag der Ärger nicht vordergründig bei der Lüge - sondern eher bei mir selbst. Warum habe ICH es nicht gerafft! Egal. 

Es gibt diese Menschen ... Du schreibst mit vielen ... aber diese eine Person ... da stimmt irgendwie die Chemie. Du schreibst erst öffentlich, dann privat. Die Gespräche werden tiefgründiger und man merkt nach einer gewissen Zeit ... hey, die Person ist toll. Das schreiben mit der Person tut gut. Macht Spaß ... es passiert etwas ... man fängt an zu mögen ... und "sagt" es auch. Du willst mehr über diese Person erfahren und ... du willst die Person treffen. JA, Sowas passiert ... warum und wie auch immer. Auch ich habe Sowas schon erlebt, muß aber sagen ... eher glücklos und mit letztendlich schlechten Erfahrungen. Wie und warum spielt keine Rolle. Und es gibt ja zum Glück haufenweise "Fälle" in denen aus schreiben ... eine Liebe, ein Team, ein Paar und manchmal sogar eine Lebensgemeinschaft wurde. Es funktioniert also. ABER (achtung aufgepasst) ICH suche nicht online mein Glück. Wenn etwas passiert, pasiert es halt - aber bewußt nutze ich die sozialen Netzwerke nicht dafür! Ich schweife schon wieder ab, auch wenn DAS ebenfalls ein Aspekt des onlinelebens ist. Also, zurück zum Thema ... manche Menschen verstellen sich online ganz gern ... und die Beschäftigung mit denen ... ist - GANZ EHRLICH - totale Zeitverschwendung.  

Gut, eine Beschäftigung mit unechten Menschen ist leidig, manchmal aber eben nicht ganz zu verhindern. Für meinen Teil überwiegen trotzdem die positiven Seiten. Denn ich mag mich nunmal mitteilen. Meinen Unsinn (in welcher Form auch immer) teilen. Es macht meinen Kopf frei und wenn Das, was ich verzapfe, auch noch andere Menschen erfreut ... schön. Mehr brauche ich nicht. Dennoch werde ich meine Aktivitäten auf twitter und facebook zukünftig weiter einschränken bzw. nur noch auf meine "Kunst" und ein ganz bisschen Unsinn reduzieren. Mail´s und WA sind notwendige Übel, die es gilt in kauf zu nehmen ... aber Eines ist/wird mir mehr und mehr bewusst ... ich brauche einfach mehr Zeit für mein RL.

Wirklich erschwerend hinzu kommt, das ein Handy heute doch echt sowas wie eine kleine Kommandozentrale ist. Ein kleines Gerät - mit garantierter Erreichbarkeit auf sämtlichen Ebenen. Du bist damit Bild- & Viedeoproduzent und so ganz nebenbei ... die Welt weiß sogar, wo genau du gerade bist. Himmel ... damals stieg ich telefonierend in den Bus und die Leute so "ALTER, WAS´N ANGEBER! MR. WICHTIG, WA!?" Heute ... steige ich in einen Bus und falle auf, wenn ich kein Handy in der Hand halte. Früher saßen wir in einer Gruppe zusammen und sprachen miteinander.


Heute sitzen wir in einer Gruppe und schicken uns lustige WA-Nachrichten oder twittern darüber, das wir gerade mit xy hier sitzen und ... JA, WAS? Schreiben? :)  Kaputte Welt, oder? Nun gut ... dem Handy widme ich sicher auch mal einen kleinen Blogeintrag :) Sicher ist aber ... auch hier werde ich die App´s von twitter & co. löschen. Wieder ein Stück mehr "Freiheit" für mich.


Es gibt noch so viel mehr schreibenswerte Punkte zum Thema "online" ... aber klar ist ... jeder muß für sich selbst sehen, wie Er/Sie/es mit dieser wilden Flut an Kommunikationsmöglichkeiten umgeht. Ich für meinen Teil möchte aber nicht davon überrannt oder gar fremdbestimmt werden. Und selbst wenn es mir nicht zu 100% gelingt, so werde ich es doch versuchen. Hoffe, Ihr könnt das auch. Zum Schluß nur eine Bitte an Euch ... auch wenn es bloß "online" ist ... BLEIBT ECHT. IMMER!

Mein persönlicher Song zu diesem Thema:

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Kommentare: 7
  • #1

    Samtpfote (Donnerstag, 19 November 2015 14:48)

    Du weißt, dass ich diese Zeilen mag. Sehr treffend. Sehr richtig. xx

  • #2

    Andreas (Donnerstag, 19 November 2015 14:55)

    so, wie deine auch! xx

  • #3

    Jani (Sonntag, 27 Dezember 2015 01:04)

    Treffend Formuliert!!! Mir geht es da ähnlich. Nach einer Real Fake Erfahrung hat sich das Thema immer mehr erledigt. Mein Facebook Account habe ich daraufhin damals direkt gelöscht. Wie Krank das ganze zum Teil ist und man bekommt zu viel von "Fremden Menschen" mit, da fragte ich mich selbst schon, will ich das alles mitbekommen? Fremde Menschen die sich oftmals sogar so extrem anfeinden.... Stalken, Mobben usw. Es geht leider nicht immer nur friedlich, witzig und nett in Sozialen Netzwerken zu! Gruß Jani

  • #4

    Perfetunperfekt (Dienstag, 26 Januar 2016 16:18)

    Gedanken die ich ihr in letzter Zeit auch des Öfteren mache....ich habe bemerkt...das ich ständig auf dieses keine gerät sehen um zu gucken ob und was xy geschrieben hat....

    Ich lasse es zu ..dass das RL unbemerkt aber stetig ein kleines bisschen mehr in den Hintergrund rückt....auch..weil ich längere Zeit krankheitsbedingt nicht arbeiten konnte/kann....

    Aber ich habe es rechtzeitig bemerkt und werde gegensteuern...


    Eins bin ich aber....immer echt.....man merkt wann es mir gut geht und wann nicht.....verstellen ist lügen ...naja ein wenig zumindest...und ich hasse Lügen...

  • #5

    Andreas (Dienstag, 26 Januar 2016 17:07)

    Liebe Perfektunperfekt ... ja, Lügen sind immer doof. Und lass dich nicht vom "online" fressen.

  • #6

    Katrin siwak (Mittwoch, 23 März 2016 13:50)

    Sehr passend.

  • #7

    MissySissi (Dienstag, 11 Oktober 2016 23:03)

    Huhu, wieder auf deinem Blog gelandet. Wie immer aus dem Herzen heraus geschrieben. Und ich kann zu dem Thema "online" ja auch ein ganzes Buch schreiben... hast du ja selbst lang genug verfolgt. Ich bin jetzt fast 2 Jahre von Twitter weg, nutze sehr sehr selten Facebook und habe nur noch Instagram als App installiert. Was früher undenkbar war, ist heute wie eine Heilung. Nicht mehr jedem Aufmerksamkeit schenken zu müssen und vor allem: nicht mehr Aufmerksamkeit bekommen zu müssen. Kein Drang mehr nach "way macht Xyz und bekomme ich favs?" Ich kann jedem empfehlen mal back to the roots und sich mal mit sich selbst (oder mit seinen Lieben) zu beschäftigen. Lebensqualität wird enorm gesteigert, wenn man den Absprung schafft!